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Demokratie

In einer vorangehenden Analyse in dieser News-Reihe hatten wir eine Tabelle vorgestellt, die zeigt, wie sich der Prozentsatz derer, die für sich nicht kategorisch ausschließen, „wenn Deutschland eine starke Führungsperson hätte, die über dem Gesetz steht“, mit den Haltungen gegenüber Einwanderung und Autorität als Erziehungsziel verändert. Aus dieser vorangehenden Analyse (Überschrift „Respekt“, 14.12.2024) wissen wir bereits, dass besagter Prozentsatz umso höher ausfällt, je kritischer die Haltung gegenüber der erfragten Form von Zuwanderung ist oder je positiver das Autoritätsprinzip als Erziehungsziel gesehen wird. Dabei zeigte sich auch, dass die beiden untersuchten Haltungen ihre Wirkung unabhängig voneinander entfalten.

Zur selben Schlussfolgerung gelangen wir auch dann, wenn wir zusätzlich eine weitere Variable berücksichtigen: und zwar den Grad der Zufriedenheit damit, wie unsere Demokratie funktioniert. Wenn Sie sich nebenstehende Tabelle durch Anklicken vergrößern, sehen Sie, dass besagter Prozentsatz - zeilenweise betrachtet - umso höher ausfällt, je positiver das Autoritätsprinzip als Erziehungsziel gesehen wird (x1), und zwar unabhängig von der Haltung gegenüber der erfragten Form von Zuwanderung (x2) und der Zufriedenheit mit der Funktionsweise unserer Demokratie (x3). Zugleich zeigt ein Vergleich des besagten Prozentsatzes in der Spalte rechts außen für jede der drei farblich umrandeten Teiltabellen, dass eine starke Führungsperson über dem Gesetz umso eher nicht kategorisch ausgeschlossen wird, je kritischer die Haltung gegenüber der erfragten Form von Zuwanderung ist. Drittens zeigt ein spaltenweiser Vergleich korrespondierender Prozentsätze über die drei Teiltabellen hinweg (Spalte rechts außen), dass der Prozentsatz von Personen, die eine starke Führungsperson über dem Gesetz nicht kategorisch ausschließen, auch mit der Unzufriedenheit mit der Funktionsweise unserer Demokratie ansteigt; wobei der hauptsächliche Unterschied zwischen den damit Zufriedenen (grüne Teiltabelle) und den beiden anderen Gruppen (blaue und orange umrandete Teiltabellen) liegt. 

Tendenziell legt die Struktur der Prozentsätze die gleichen Schlussfolgerungen nahe, wenn wir die spaltenweisen Vergleiche nicht auf die Spalte rechts außen, sondern jeweils auf die Spalten innerhalb der Teiltabellen beziehen. Analog zu den zeilenweisen (x1-bezogenen) Vergleichen der Prozentsätze würden damit die x2-bezogenen Vergleiche berücksichtigen, dass sich zugleich auch x1 und x3 auf besagten Prozentsatz auswirken; und würden zugleich die x3-bezogenen Vergleiche berücksichtigen, dass auch x1 und x2 entsprechenden Einfluss haben.

Um die Schlussfolgerung abzusichern, dass die beobachtete Struktur der Prozentsätze mit der Annahme vereinbar ist, dass x1, x2 und x3 die Variation in y unabhängig voneinander beeinflussen, haben wir vorliegende Tabellenanalyse in ein Regressionsmodell "übersetzt", das genau diese Annahme testet. Da y eine binäre Variable ist, haben wir als Methode eine logistische Regression gewählt. Und um die Annahme eines unabhängigen Einflusses zu testen, wurde ein Haupteffektmodell mit einem Modell verglichen, das zugleich auch mögliche Wechselwirkungen zwischen x1, x2 und x3 in ihrer Wirkung auf y berücksichtigt. Im Ergebnis zeigt sich, dass von einem reinen Haupteffektmodell ausgegangen werden kann (Erklärungsleistung: 6,8 Prozent (n=8.105). 

Legende zur Tabelle

y erfragt: Wie akzeptabel wäre es für Sie, wenn Deutschland eine starke Führungsperson hätte, die über dem Gesetz steht?“ (erfragt auf einer elfstufigen Skala von  0=“überhaupt nicht akzeptabel bis 10=“voll und ganz akzeptabel“. Ausgewiesen wird jeweils der Prozentsatz der Personen, die eine solche Führungsperson nicht kategorisch ausschließen würden, die sich hier also nicht für den Skalenwert 0 entschieden haben.

x1 erfragt: „Wie sehr stimmen Sie der Aussage zu oder wie sehr lehnen Sie diese ab, dass Gehorsam und Respekt vor Autorität die wichtigsten Werte sind, die Kinder lernen sollten“. Die fünf Antwortmöglichkeiten werden hier zu 3 Kategorien zusammengefasst: 0=Lehne (stark) ab; 1 = weder/noch; 2=Stimme (stark) zu.

x2 erfragt, wie vielen Menschen aus den ärmeren Ländern außerhalb Europas erlaubt sein sollte, herzukommen und hier zu leben. Die vier Antwortmöglichkeiten werden hier zu 3 Kategorien zusammengefasst: 0=Vielen erlauben, herzukommen und hier zu leben, 1=Einigen erlauben, 2= Ein paar wenigen/niemandem erlauben.  

x3 erfragt: „Wie zufrieden sind Sie - alles in allem - mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert? Erfragt auf einer elfstufigen Skala von 0=“äußerst unzufrieden“ bis 10=„äußerst zufrieden“. Hier wird diese Skala zu 3 Kategorien zusammengefasst: (0, 1, 2, 3, 4 = 0)(5, 6, 7 = 1)(8, 9, 10 = 2).

Grundlage der Berechnungen ist die „anweight“ – gewichtete Häufigkeitsverteilung. In jeder Zelle ist in grauer Schrift angegeben, auf wie viele Befragte sich der Prozentsatz darüber bezieht (Prozentuierungsbasis). Alle Zahlen auf 0 Dezimalstellen gerundet. *Enthält eine kleine Rundungsungenauigkeit.

Wir informieren hier – nur nachrichtlich – über die Schätzungen der beiden oben erwähnten logistischen Regressionen. Ausgewiesen wird die jeweilige Schätzung des b Effektes und – in Klammern dieser Wert dividiert durch seinen Standardfehler, b/s.e. Haupteffektmodell: b0= -1,378 (-17,02); x1: b1=0,691 (18,66); x2: b2=0,213 (5,40); x3: b3= -0,281 (-8,05); Pseudo-R2 = 0,068 (n=8.135)

Modell, das ergänzend Wechselwirkungen schätzt: b0= -1,308 (-9,28); x1: b1=0,689 (8,07); x2: b2= 0,237 (2,48); x3: b3= -0,417 (-4,57); x1x2: b4=-0,048 (-0.93); x1x3: b5=0,054 (1,11); x2x3: b6= 0,048 (0,96); Pseudo-R2 =0,069 (n=8.135).

Aufgrund des direkten Bezugs zur oben ausgewiesenen Tabelle wurden die Variablen - genau wie dort - in rekodierter Form - in die Berechnungen einbezogen.

Quellen:

  1. Source questionnaire: European Social Survey (2020). ESS Round 10 Source Questionnaire. London: ESS ERIC Headquarters c/o City, University of London
  2. Data: European Social Survey European Research Infrastructure (ESS ERIC). (2023). ESS10 Self-completion - integrated file, edition 3.1 [Data set]. Sikt - Norwegian Agency for Shared Services in Education and Research. doi.org/10.21338/ess10sce03_1
  3. Documentation: European Social Survey European Research Infrastructure (ESS ERIC). (2022). ESS10 Data Documentation. Sikt - Norwegian Agency for Shared Services in Education and Research. doi.org/10.21338/NSD-ESS10-2020

Zur deutschen Teilstudie des European Social Survey, Runde 10:

  • Wissenschaftliche Leitung: GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (www.gesis.org)
  • Durchführung: infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft (www.infas.de)